Wie alles begann: Abenteuer Watzmann [Berchtesgaden]

Unsere erste Bergtour auf den majestetischen Watzmann (2.713 m, Berchtesgadener Alpen) werde ich nie vergessen. Da war schon im Vorfeld diese aufregende Vorbereitungszeit, das Einlaufen der Wanderschuhe auf den heimischen Wegen, das Zusammensuchen des Berg-Equipments und die Routenplanung. Aber auch die vielen Träumereien rund um das Bergmassiv Watzmann bis zum Tag des Aufstiegs und den damit verbundenen Zweifeln, ob wir für unsere erste Tour nicht doch etwas zu übermütig waren. Das Übersichhinauswachsen mit jedem gelaufenen Schritt, bis zu eben diesen vielen kleinen und großen Momenten, in denen einfach nichts bedeutender ist, als das was man gerade sieht. Die Schönheit des Berchtesgadener Landes die uns zu Füßen lag, das Licht, der magische Nebel, das Schlafen über den Wolken, leckerster Kaiserschmarrn, erfüllende Gespräche, heftigstes Gewitter, Erschöpfung, Wadenkrämpfe und die Erkenntnis, dass hier oben in den Bergen die echten Wunder geschehen, während sich unten im Tal, in Ameisengröße und damit kaum sichtbar, die Welt hektisch weiterdreht.

In diesem Beitrag findest Du alle Infos, die Du für wunderbare Tage rund um den Königsee und deiner ersten Watzmann- Wanderung brauchst: Du liest welche Wege wir gelaufen sind, wo du einkehren kannst, bekommst wichtige Infos für deine Hüttenübernachtung auf dem Watzmannhaus sowie Hoteltipps im Tal, Infos für deine Anreise, weitere Ausflugsziele in der Umgebung und was wir während unserer ersten Wanderung erleben, fühlen und verinnerlichen durften.

#1 Aufstieg über Kührointalm Falzsteig zum Watzmannhaus

Königsee – Kührointalm – Falzsteig – Watzmannhaus

Länge: 9,33 km | Dauer: 4-4,5h | 1.300 Höhenmeter | Tour bei Koomot

Für unsere Übernachtungen im Tal hatten wir uns im Hotel Schiffmeister, direkt am Bootsanleger in Königsee gelegen, eingebucht. Der Ausblick von unserem Balkon auf den Königsee war grandios, der Startpunkt für unsere Hüttenwanderung gut gewählt und zum Schlafen erfüllte unsere Unterkunft ihren Zweck, allerdings wird das Hotel ansonsten kein Lieblingshotel. Früh ging es deshalb direkt nach dem Frühstück los. Über die Bobbahn in Konigssee, direkt hinter dem Restaurant Seeklause | An der Seeklause 45, 83471 Schönau am Königssee (in der wir am Vorabend direkt am Königsee sehr gut gegessen haben) ging es über einen schmalen, stellenweise ziemlich steilen Forstweg direkt nach oben zur Kührointalm. Die ersten 1,5h Stunden führen ausschließlich steil nach oben durch den Wald. Schöne Aussichtspunkte sind zu Beginn noch Mangelware und so versuchen wir Höhenmeter für Höhenmeter das „Waldbaden“ zu genießen. Umso mehr freuen wir uns, als wir das Glockenläuten, grasender Kühe hören und wenige Meter später sehen wir die Kührointhütte und die dazugehörende Alm, auf 1420m, direkt am Fuß des Watzmanns.

#2 Schlafen über den Wolken – Das Watzmannhaus (1930m) im Portrait

Das Watzmannhaus ist eine Hütte der Kategorie 1 des deutschen Alpenvereins, und bietet Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer und Bergsteiger. Es ist mit Doppelzimmern, Mehrbettzimmern und Matratzenlagern ausgestattet und bietet Platz für bis zu 200 Gäste. Es kann super easy online gebucht werden – bitte so früh wie möglich, da gerade die Wochenenden und Brückentage sehr schnell ausgebucht sind. Das Watzmannhaus ist ideal für Tageswanderungen, bietet sich aber auch als Zwischenstation für mehrtägige Touren, für die weiteren Ziele Hocheck, Mittelspitze und Watzmannüberschreitung ganz wunderbar zur Stärkung und / oder einen Schlafplatz an. Freundlich und herzlich werden wir vom Hüttenwirt Paul Verst empfangen, der in der diesjährigen Saison 2024 in die Fußstapfen seiner Eltern trat und das Watzmannhaus nun bewirtschaftet. Wir bestellen uns einen köstlichen, selbstgebackenen Kuchen und einen einfachen Filterkaffee. Simpel aber ganz wunderbar wohltuend nach der Anstrengung und eine prima Gelegenheit die Wolken vorbeiziehen zu lassen, die gerade das Hocheck eingenebelt haben. Wir beziehen unser 4-Bett-Zimmer, schmeißen die Hüttenschlafsäcke in unsere Hochbetten und freuen uns über den Flair von Jugendherberge und aufkommenden Kindheit-Vibes. Die Gasträume sind schon sehr gemütlich, aber die Sonnenterasse toppt alles. Als die Wolkendecke zumindest kurzfristig aufreißt, kommt ein unglaubliches Gefühl in uns Hoch: Unbeschwertheit und Freiheit die ganz tief ins Herz geht. Da sitzen wir nun, auf 1930m, umgeben von freundlichen Menschen, die gerade wohl ziemlich das Gleiche fühlen – zumindest meinen wir, dies in ihren ebefalls sehr glücklichen Gesichtern zu lesen. Hier oben scheint unsere kleine Welt jedenfalls gerade still zu stehen – während wir deftig zubereitete Pasta und einen fabelhaften Kaiserschmarrn mit Apfelmus genießen und dabei zufriedener gerade nicht sein könnten.

Das Watzmannhaus steht im Nationalpark Berchtesgarden, einem einzigartigem Naturparadies und in seiner Gesamtheit von der UNESCO anerkannten Biospherenreservat, dass es zu wahren gilt. Deshalb steigt bitte achtsam und in Einklang mit der Natur auf den Watzmann, wenn ihr ihn nicht laut „rufen“ hören wollt. Unter dem Motto: „Nimm nur Erinnerungen mit, hinterlasse nur Fußspuren“ können wir alle dazu beitragen das dieses einzigartige Paradies noch für viele Generationen erhalten bleibt.

#3 Hocheck & Abstieg über die Mitterkaseralm

Länge: 13,3 km | Dauer: 8-9h | 710 HM Aufstieg | 2.010 HM Abstieg | Tour bei Koomot

Am 2. Tag unserer Tour, machten wir uns nach einer unruhig, gewittrigen, aber trotzdem urig-gemütlichen Nacht, mit leckerem Bergsteiger-Müsli im Bauch, auf zum Hocheck. Wir liefen in Serpentinen auf losem Schotter, was sich wirklich ganz anders anfühlt, als die vorherigen, schon beschrittenen Wege. Einen Wadenkrampf später, wird der oftmals nicht bis nur schwer erkennbare Weg immer anspruchsvoller. Immer weiter kraxeln wir über große Felsplatten nach oben. Die Gehzeit zum Hocheck beträgt ab dem Watzmannhaus zwischen 2 und 3 Stunden, abhängig von individueller Kondition und Pausen. Die Etappe erfordert Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Kompetenz und der Steig kann bei Nässe oder Vereisung deutlich anspruchsvoller sein.

Die Wolkendecke reißt auf – der Ausblick ist gigantisch. Eine unglaubliche Demut und Stärke überkommt uns, als wir realisieren, das die unglaubliche Weite des Alpenraums vor uns liegt. Eine gute Stunde wäre es wohl noch zum Hockeck-Gipfelkreuz, welches unser Ziel war, aber wir gestehen uns ein, dass uns ein gewisser Respekt vor dem Abstieg überkommt. Wir vermuten, dass der Abstieg von uns nochmal einiges an Trittsicherheit, Kraft und Schwindelfreiheit einfordern wird und wir können das ständig wechselnde Wetter als auch unsere Kraft noch zu schlecht einschätzen. Und so kehren wir kurz vor dem Hocheck-Gipfel mit ein bisschen Angst im Bauch und Respekt im Kopf um. Der Abstieg war zwar am Ende weniger fordernd als wir zunächst dachten, aber wir hörten auf unser Bauchgefühl und darauf sind wir richtig stolz.

Hinweis: die vorgeschlagene Tour ist ziemlich anspruchsvoll, vor allem im letzten Viertel kommen noch einmal gut 250 Höhenmeter Aufstieg auf die bereits strapazierten Oberschenkel zu. Wir haben diese Route gewählt, weil Achim unter allen Umständen gerne vermeidet, auf dem Rückweg die gleiche Route wie hinwärts zu nehmen. Entschädigt wurden wir durch eine entspannte Einkehr in der Mitterkaseralm (wo es übrigens auch etwas zu Essen gibt, entgegen manchen Berichten im Internet), einem Spaziergang unter neugierigen Kuhaugen durch eine beschauliche Weide und dem direktesten Weg zu unserem Ausgangspunkt in Königssee.

#4 Dein Bergwochende komplett machen? – Voll schöne weitere Momente & Erlebnisse liest du hier


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